Im Restaurant Meyerhof in Heiligenrode beging der SPD-Ortsverein Stuhr am 1. Juli seinen traditionellen Jahresempfang. Als Gäste waren sowohl Stephan Korte als Bürgermeister der Gemeinde Stuhr, als auch die Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck geladen. Als Festredner und Ehrengast war Johann Saathoff, MdB und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, zu Gast.

Beim 12. Jahresempfang der SPD Stuhr am 01.07.2022 stand viel auf dem Programm. Neben den Grußworten der Bundestagsabgeordneten Peggy Schierenbeck und des Stuhrer Bürgermeisters Stephan Korte und des Ehrengastes Johann Saathoff, standen auch die Ehrungen der langjährigen Mitglieder der SPD im Ortsverein Stuhr an, sowie die Verleihung der Willy-Brandt-Medaille, der höchsten Auszeichnung der SPD für ihre Mitglieder. Aber der Reihe nach. Der Vorsitzende der SPD Stuhr, Dennis True, eröffnete den Empfang bei Meyerhof in Heiligenrode mit einer 15-minütigen Rede. Der Ehrengast Johann Saathoff wurde auf plattdeutsch von Dennis True begrüßt. Als “bester Freund des stenografischen Dienstes im Bundestag” begrüßte er den Ehrengast, der in seinen Reden gerne in seine Muttersprache plattdeutsch wechselt.


Gastredner Johann Saathoff
Gastredner Johann Saathoff

Er ging auf den letzten Empfang im März 2020 ein, mit den Worten: “Damals hat man angefangen, sich nicht mehr die Hände gegeben, heute ist es fast surreal, sich wieder die Hand zu schütteln.” In einer Rückschau auf die vergangenen zwei Jahre der Stuhrer Sozialdemokraten sprach er über die Herausforderungen, die zum Beispiel das Rathaus gemeistert hat, damit das politische Leben auch während der Pandemie weitergehen konnte. Dass Beschlüsse wie der Bau des Hallenbades, die Entwicklung des Ortskerns Brinkum, die Weiterentwicklung der Stuhrer Schulen, die Schaffung von weiteren Kapazitäten im Kita-Bereich, gefasst werden konnten, verdanke man der Arbeit der Verwaltung während der schweren Zeit und True bedankte sich beim Bürgermeister für die gute Organisation des Rathauses in den letzten zwei Jahren und bat ihn, dem Team in der Verwaltung den Dank der SPD zu übermitteln.

“Das Wort Systemrelevant war plötzlich in aller Munde” führte Dennis True weiter aus, als er die Coronapandemie weiter ausführte. “Viele Arbeitnehmer:innen konnten ins HomeOffice gehen, viele mussten aber weiter an Ort und Stelle ihre Arbeit machen. Pflege, Gesundheitswesen, Polizei, Feuerwehr, Lebensmitteleinzelhandel oder Logistik. Erst durch die schwere Zeit ist uns der Stellenwert dieser Berufsgruppen wieder bewusst geworden.” True forderte auf, diesen den Respekt zukommen zu lassen, der ihnen zustehen. Das kann durch einfache Freundlichkeiten, aber muss auch durch bessere Bezahlung einzelner Berufe erfolgen.

Auch auf die vergangenen Kommunalwahlen und die Bundestagswahl blickte True zurück. “Bei der Kommunalwahl haben wir uns stabil gehalten, die Fraktion weiter verjüngt und ich freue mich, dass wir beide Mentees in der Fraktion haben.” Gemeint sind Sonja Blaß und Ilse Zeineddine die während der vergangenen Wahlperiode von ihren Mentorinnen Gudrun Klomburg und Susanne Cohrs an die Kommunalpolitik herangeführt wurden.

Zur Bundestagswahl blickte True zu Peggy Schierenbeck und führte aus, dass sie “unermüdlich an den Türklingeln des Landkreises geklingelt hat und die Menschen von sich als Kandidatin und der SPD überzeugen konnte.” Mit einem tollen Ergebnis schaffte Sie den Einzug in den Bundestag und “mache eine tolle Arbeit dort und zeige viel Präsenz.”

Danach leitete True auf die Zukunft über und kam auf die anstehende Landtagswahl am 9. Oktober zu sprechen. Als Landtagskandidat möchte er sich mit den Schwerpunktthemen Digitalisierung der Schulen und Verwaltungen, Gutes und Bezahlbares Leben, sowie der Verknüpfung von Landwirtschaft mit dem Klima- und Umweltschutz, in die politische Arbeit in Hannover einbringen. “Ich möchte meine ganz persönlichen Erfahrungen mit einfließen lassen. Ich habe die berufliche Expertise zur Digitalisierung, aus meinem familiären Hintergrund kann ich viel zum Thema Landwirtschaft, aber auch zu einem bezahlbaren Leben in unserer Region sagen. Wer sein Kreuz am 9. Oktober bei mir macht, kann sich sicher sein, dass ich weiß, wovon ich spreche und für diese Themen brenne.”

Nach der Eröffnungsrede des Vorsitzenden, überbrachte Stephan Korte, Bürgermeister der Gemeinde Stuhr, seine Grußworte. Er sprach über die Herausforderungen der Gesellschaft und auch der Gemeinde durch die Folgen des menschenverachtenden Angriffskrieges Putins auf die Ukraine. Die sich anbahnende Energiekrise erfordert zur Bewältigung ein Zusammenspiel aller Akteure von Bund und Ländern mit den Kommunen. Korte lobte das Engagement der Stuhrer Bürger:innen, die ganz selbstlos geflüchtete Personen aus dem Kriegsgebiet in ihre Häuser aufgenommen haben. “Das ist ja auch keine kleine Sache, für die Familien. SIe lassen da eine fremde Familie in ihr Haus, in ihr Leben.”

Die Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck berichtete über den Alltag einer Politikerin in Berlin. SIe gewährte einen kleinen Einblick in den Ablauf des Tages der Kanzlerwahl im Dezember 2021. “Das ganze Parlament war außer Rand und Band” führte Schierenbeck aus. Sie erzählte über eine Fahrstuhlfahrt mit Olaf Scholz im kurz vor dem Wahlgang als sie zum späteren Kanzler sagte “Olaf, wir sind so froh, dass wir dich hier heute zum Kanzler wählen.” Scholz erwiderte lächelnd ein knappes “Ich auch.”

Der Ehrengast Johann Saathoff, seit 2013 Mitglied des Bundestags und seit Dezember ist er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, freute sich über die Einladung nach Stuhr und ist dieser sehr gern gefolgt. Er sprach über die immense Wichtigkeit der Europäischen Union in der aktuellen Zeit des Ukrainekrieges. Er verglich die Situation innerhalb der EU oft mit seiner eigenen in der Kindheit. “Mit meinem Bruder zu Hause habe ich mich oft gestritten, wenn wir aber draußen auf der Straße anderen Kindern begegneten die uns nicht so wohlgesonnen waren, schloss sich um uns Brüder ein Band der Verbundenheit und wir standen zusammen.” So verhalte es sich auch mit Europa, sagte Saathoff. Man mag innerlich Differenzen haben, nach außen ist es aber immens wichtig, mit einer Stimme zu sprechen und Einigkeit zu zeigen. In seiner 45-minütigen Rede wechselte er immer wieder mal ins Plattdeutsche, um mit der einen oder anderen Redewendung seine Aussagen zu untermauern.

Der sehr authentische und sympathische Auftritt des ostfriesischen SPD-Politikers war bis zur Ehrung der langjährigen Mitglieder noch der Höhepunkt. In der SPD Stuhr wurden die Jubilare und Jubilarinnen der Jahre 2021 und 2022 geehrt. Dennis True rechnete aus, dass insgesamt 995 Jahre Mitgliedschaft in der SPD geehrt werden. “Für die 1.000 Jahre hätte ich mir jemanden aus Nachbarorten ausleihen müssen.” sagte True lachend und führte, gemeinsam mit Peggy Schierenbeck und Johann Saathoff die Ehrungen durch. 16 Mitglieder für das Jahr 2021, 12 Mitglieder für 2022, insgesamt 28 Mitglieder.

Parteibuch
Das Parteibuch von Hermann Rendigs aus dem Jahr 1961. Hier wurden noch Beitragsmarken eingeklebt.

Der Höhepunkt war zum Schluss die Verleihung der Willy-Brandt-Medaille an den langjährigen Stuhrer Gemeindedirektor Hermann Rendigs, der gleichzeitig auch für seine 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde. In seiner Laudatio auf Rendigs führte True aus, dass dieser in der Gemeinde “bekannt wie ein bunter Hund” sei. Immer ansprechbar und ein wertvolles Mitglied der Partei, der Gemeinde und der Gesellschaft ist Rendigs auch während des Ruhestandes. Eine seiner großen Herausforderungen, war als Gemeindedirektor die Integration der ehemaligen Teilgemeinden in die neu geschaffene Gemeinde Stuhr ab 1974. Es mussten auch Straßen umbenannt werden. “Es gab nach der Gebietsreform mehrere Straßen mit dem Namen “Schulstraße”, aber kein Ortsteil wollte seine hergeben. Die Oberhand hat in dieser Frage wohl der Ortsteil Varrel erhalten.” sagte Dennis True in seiner Laudatio. Ei sichtlich gerührter Hermann Rendigs nahm die Urkunde von Johann Saathoff und die Medaille von Peggy Schierenbeck entgegen.

Anschließend klang der Abend bei guter Musik vom Pianisten Ulli Löh aus und die Gäste haben sich noch weiter ausgetauscht. Es war ein gelungener Abend mit tollen Gästen und einem tollen Ehrengast.